Detektive

oder Die glücklosen Engel der inneren Sicherheit

Detektive

Wenn sich ein kleines Land einen großen Sicherheitsdienst leistet, so läuft es Gefahr, dass früher oder später alle für ihn arbeiten müssen.

Wenn niemand mehr weiß, wer wen und wozu beobachtet; wenn Schriftsteller Berichte schreiben, weil ihnen Romanstoffe fehlen; wenn Führungsoffiziere Romane schreiben, weil ihnen die Ermittlungsberichte zu psychologisch sind, dann ist das eine Komödie in einer unkomischen Lage. Wenn die Staatssicherheit Staatsfeinde selber produzieren muss, wenn schöne Mädchen Geheimdienstler wie Schoßhunde behandeln, kriegen Detektive müde Augen und werden missmutig. Und was nützen all die Informationen, wenn es keine Politik gibt, die etwas mit ihnen anzufangen wüsste? Dann ist Dabeisein alles.

Eine Kurzkomödie zu der Zeit, als in der DDR staatstragende und subversive Aktivitäten nicht mehr auseinander zu halten waren.

Next Film Filmproduktion GmbH & Co KG

Michael Kohler über DETEKTIVE

In einer grauen Nacht warten zwei graue Männer in ihrem Wagen und schweigen einander an. Schließlich steigen sie aus, betreten eine Mietskaserne und klingeln an einer Tür. Als die Hausfrau öffnet, laden sie sich mit den Worten „Sie wissen, warum wir hier sind.“ selber ein. Wie aufs Stichwort läutet kurz darauf das Telefon. Der Freund der Frau ist am Apparat, ein Schriftsteller, der gerade republikflüchtig geworden ist. „Wir können zwischen Autor und literarischem Subjekt unterscheiden“, versucht der Stasimann den Dissidenten zu beschwichtigen, „wenn Sie wollen, hole ich Sie persönlich an der Grenze wieder ab“. Dann legt er auf, empfiehlt sich und lässt seinen Untergebenen zur weiteren Befragung da. Die findet im Bett statt, und zwar keinesfalls zum Missfallen des Zielobjekts.

Detektive hat Andreas Goldstein seine lakonische Stasikomödie genannt, weil sich die Spitzel in ihr nicht annähernd so verhalten, wie man es erwarten würde. Am ehesten gleichen sie Literaturagenten, die über die künstlerische Entwicklung ihrer Mündel räsonieren und im Zweifelsfall selbst ein Manuskript in Arbeit haben. Nach einer Weile fragt man sich verwundert, wer hier wen unterwandert hat: die Staatsmacht den Literaturbetrieb oder doch eher umgekehrt? Man kann darin durchaus Parallelen zu einem gewissen Oscarfilm sehen, oder einfach ein Plädoyer dafür, den Polizeibericht endlich als literarische Kunstform wahrzunehmen.

  • Buch: Andreas Goldstein Olga Fedianina
  • Regie Andreas Goldstein
  • Cast: Martin Wuttke, Anna Steffens, Michael Kausch, Peter Schneider, Steffen Mensching, Helmut Höge, Uwe Schmieder
  • Producer: Produzenten Laurens Straub & Clementina Hegewisch (Next Film), Andreas Goldstein#
  • Kamera: Jakobine Motz
  • Kostüm: Elke von Sievers
  • Ton: Alexander Bieber
  • Mischung: Ansgar Frerich
  • Musik: Bertram Denzel Erik Huhn
  • Schnitt: Jakobine Motz
  • Gedreht auf 35 mm Schwarz/Weiß
  • Filmformat 35 mm Schwarz/Weiß
  • Länge des Films 20 Minuten
  • Format 1,66
  • 25 Bilder/Sekunde
  • Sound DTS
  • Originalsprache: Deutsch
  • Uraufführung Filmfestspiele Venedig, Internationaler Kurzfilmwettbewerb 2006

 

Weitere Festivals u.a.:

  • Kurzfilmtage Oberhausen 2007
  • Deutscher Wettbewerb Internationales Kurzfilmfestfival Hamburg 2007
  • Deutscher Wettbewerb 12. Festival des deutschen Films in Paris 2007
  • Viennale 2007
  • Prädikat „Besonders wertvoll“, FBW: Kurzfilm des Monats
  • Preis der deutschen Filmkritik: „Bester Kurzfilm 2006“